Die verschiedenen Stile (Schulen) des Tai Chi Chuan

  In China sind verschiedene Tai Chi Chuan-Stile verbreitet. Jede Stilrichtung hat in der Regel mehrere Unterarten, die zwar jede über ihre Charakteristika verfügt, insgesamt jedoch überwiegen die Ähnlichkeiten. Das Erlernen eines anderen Stils ist verhältnismäßig einfach.
Im Jahre 1956 hat das nationale Sportkomitee der Volksrepublik China für die Tai Chi Chuan Anhänger aus dem Yang-Stil eine kurze Form mit 24 Folgen, die sog. Peking-Form, herausgearbeitet und im Jahre 1957 die lange Form mit 88 Folgen überarbeitet. Die Peking-Form ist diejenige, die in China und der westlichen Welt am weitesten verbreitet ist, einerseits auf Grund ihrer vereinfachten Haltungen und andererseits wegen ihrem logischen Bewegungsaufbau, was dieser Form eine leichte Erlernbarkeit verleiht.
  Da-Jia (Großer Rahmen)

Die Körperhaltung ist natürlich, der Körper gestreckt, die Bewegungen sind langsam und gleichmäßig fließend. Hinzu kommt ein schwunghafter Bewegungsablauf mit Ausgewogenheit zwischen Gewandheit und Standfestigkeit. Da-Jia weist Ähnlichkeiten mit dem Chen- und dem Yang-Stil auf.

  Zhong-Jia (Mittlerer Rahmen)

Charakteristisch ist eine gemäßigte Haltung und ausgeprägte Bewegungen.

Xiao-Jia (Kleiner Rahmen)

Merkmale sind die kurze Reichweite der Bewegungen und ihre schnelle und gewandte Ausführung

  Chen-Stil (auch bezeichnet als Form bzw. Familie)

Die längste Tradition unter den verschiedenen Stilen wird dem der Familie Chen aus der Provinz He-Nan zugeschrieben. Charakteristika sind der geschmeidige Übergang von Bewegungen mit und ohne Krafteinsatz und der Wechsel von plötzlichen Sprüngen zu langsamen, runden und fließenden Bewegungsabläufen (ähnlich der Ausführung von Bewegungen unter Wasser). Dieser Stil wird u.a. auch als Lao-Jia (alter Rahmen) bezeichnet, der den Kleinen, Mittleren und Großen Rahmen umfaßt.

  Yang-Stil (Peking-Stil)

Der Yang-Stil umfaßt eine kurze Form mit 24 Folgen und eine lange Form mit 88 Folgen und ist in der westlichen Welt am meisten verbreitet. Sein Begründer ist Meister Yang Lu-Chan, der Tai Chi Chuan von Meister Chen Chang-Xing aus der Chen-Schule erlernte. Yang Lu-Chan verfeinerte den Chen-Stil, was später von seinem Enkel Yang Cheng-Fu fortgesetzt wurde. Merkmale dieses neuen Stils sind ruhige, fließende, harmonische und weiche Bewegungen in einem schwingenden Gesamtablauf.

Wu-Stil

Es gibt je nach ihrem Begründer zwei unterschiedliche Wu-Stile:

  nach Wu Yu-Xiang (1812-1880)
Wu Yu-Xiang war zunächst Schüler bei Meister Yang Lu-Chan aus der Yang-Schule und danach Schüler bei Chen Qing-Ping , einem Meister der Chen-Schule. Er veränderte den Da-Jia (Grßen Rahmen) zu Xiao-Jia (Kleiner Rahmen). Unter dem späteren Meister Hao Wei-Zhen fand dieser Stil am meisten Verbreitung, weshalb für diese Schule auch der Name Hao-Stil Verwendung findet. Besonderheiten dieser Schule sind flinke Bewegungen und schnelle Schritte mit kurzer Reichweit und einem schnellen Wechsel zwischen Öffnen und Schließen der Arme.

nach Quan-You
Quan-You entstammte dem Volk der Mandschu aus Nordost-China. Zusammen mit seinem Sohn Jian-Quan, der später den chinesischen Familiennamen Wu übernahm, begründete er diesen Wu-Stil. Quan-You war Schüler bei Wu Yu-Xiang, dem Begründer des anderen Wu-Stils sowie bei Yang Lu-Chan und dessen Sohn Yang Ban-Hou, die beide der Yang-Schule anhingen. Der Wu-Stil von Quan-You ist wie der Yang-Stil gekennzeichnet durch leichte harmonische Elemente, die die Bewegungen natürlich und gelassenen erscheinen lassen. Dieser Tai Chi Chuan-Stil wird auch als Zhong-Jia (Mittlerer Rahmen) bezeichnet.

  Sun-Stil

Diese Stilrichtung entspricht dem Xiao-Jia (Kleinen Rahmen), der durch Meister Sun Lu-Tang (1861-1932), einem Schüler von Wu Yu-Xiang (Wu-Schule), angereichert wurde mit Elementen aus anderen Boxkampfkünsten wie z.B. dem Xing-Yi-Quan und dem Ba-Gua-Quan. Dieser Stil wird auch als Huo-Bu-Jia (Rahmen des beschwingten Schrittes) bezeichnet. Beschwingt deswegen , da der Sun-Stil charakterisiert ist durch den schnellen flinken Einsatz von Händen und Füßen und dem harmonischen Wechsel von Vorwärts- mit Rückwärtsbewegungen.